In Schweizer Kläranlagen haben Keime beunruhigende Fähigkeiten entwickelt.

 

Aus Kläranlagen könnten bedrohliche Bakterien entweichen und Menschen gefährden. Foto: ISTOCK

 

Im Abwasser braut sich derzeit Unheil zusammen: Es entwickeln sich Bakterien, die nicht nur resistent gegen Antibiotika sind, sondern sich sogar von ihnen ernähren. Das haben Wissenschaftler in einer Schweizer Kläranlage nachgewiesen. Dort haben sie Bakterien entdeckt, die so genannte Sulfonamide abbauen. Das sind Antibiotika, die eigentlich solche Erreger von Infektionskrankheiten bekämpfen sollten. «Diese Entwicklung ist alarmierend», sagt Professor Philippe Corvini, Leiter des Projekts an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

 

Die Bakterien entwickeln ihre neue Fähigkeit im Klärschlamm, denn dorthin gelangen über das Abwasser die von Menschen ausgeschiedenen Antibiotika. Mit diesem Medikamentencocktail lernen die Bakterien offenbar umzugehen.

 

Zwar hat Corvini dieses Phänomen bisher nur bei einer Bakteriengattung nachgewiesen. Dennoch ist er besorgt: «Aus den Kläranlagen können solch bedrohlichen Keime in die Umwelt gelangen.» Auch die besten Reinigungsmethoden seien nicht in der Lage, alle Bakterien komplett aus dem Wasser zu entfernen. Zudem bestehe die Gefahr, dass Angestellte sie einatmen und so verschleppen.

 

Schon in ihrer unveränderten Form lösen die Bakterien etwa Bauchfellentzündungen, Harnwegs- und Augeninfektionen bei Menschen aus. Sollten nun die veränderten Bakterien aus den Kläranlagen einmal an Infektionen beteiligt sein, so wäre die Einnahme von Antibiotika nicht nur wirkungslos. Sie würde den Bakterien sogar helfen, sich zu vermehren – und so die Infektion noch schlimmer machen, vermutet Corvini. Wie gross die Bedrohung bereits ist, untersucht er nun in weiteren Kläranlagen in der Schweiz und in Deutschland.

 

Martina Polek

 

 


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