ZÜRICH. Fussballer erleiden immer wieder Verletzungen. Doch das ist kein Vergleich zu früher: Im Mittelalter war das Spiel manchmal sogar tödlich.
«Tschutten» ist ein ruppiger Sport. Das zeigten an der laufenden Europameisterschaft schon etliche gerissene Trikots und blutige Wunden. «Früher allerdings war das Spiel noch viel härter», sagt Christian Koller, Sporthistoriker an der Uni Zürich. Gekickt wurde nämlich schon ab dem 12. Jahrhundert, vor allem in England und Italien – damals meist aber noch gänzlich ohne Regeln. Das zeigen historische Schriften. Die Spieler kämpften mit Händen und Füssen um den Ball – auf einem Spielfeld, das kilometerlang sein konnte. Die Partien dauerten mitunter einen ganzen Tag und arteten regelmässig in Massenraufereien aus, bei denen sogar Menschen starben.
Weil das Spiel so gefährlich war, wurde es im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder verboten, gesamthaft an die 30-mal. Doch die Verbote wirkten jeweils nicht lange. Bald schon traten wieder ganze Dörfer oder Stadtteile gegeneinander an.
Seine heutigen gesitteten Regeln erhielt der Fussball erst Mitte des 19. Jahrhunderts an englischen Internaten. Dort sahen die Internatsschüler, die oft aus ärmlichen Verhältnissen stammten, das rüde Spiel als Mittel, gegen die Obrigkeit zu rebellieren. Diese mochte das nicht: «Um die Schüler zu disziplinieren, wurde deshalb auch das Spiel diszipliniert», sagt Koller. Fortan durfte der Ball nicht mehr mit den Händen berührt werden, die Grösse der Teams wurde auf elf Mann beschränkt und Fouls waren verboten. Das so zivilisierte Spiel brachten britische Schüler und Lehrer dann in die Schweiz und das übrige Europa.
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