NATURSCHUTZ Immer mehr Privatpersonen lassen Drohnen fliegen. Doch diese lösen insbesondere bei Vögeln Stress aus, wie eine Studie der Vogelwarte Sempach belegt.

 

Fliegende Gefahr: Drohnen bedrängen Vögel. fotolia

Ferngesteuerte Drohnen sind bei Hobbypiloten beliebt: Mindestens 20 000 dieser unbemannten Fluggeräte schwirren gemäss einem Bericht des Bundesamts für zivile Luftfahrt schon am Schweizer Himmel – Tendenz steigend. Besonders häufig werden helikopterähnliche Modelle eingesetzt, sogenannte Multikopter.

Doch gerade diese können wildlebende Tiere in Bedrängnis bringen. Das zeigt eine Studie von Mitarbeitenden der Vogelwarte Sempach. In dieser werteten sie wissenschaftliche Untersuchungen aus, in denen Drohnen zu Forschungszwecken eingesetzt worden waren. Zudem durchforsteten sie das Internet nach Videos von Privatpersonen, die mit ihrer Drohne Vögel oder andere Tiere gefilmt hatten.

 

Flucht oder Angriff

Das Ergebnis: Vor allem Vögel zeigen Stressreaktionen, wenn ihnen eine Drohne zu nahe kommt. Sie ergreifen die Flucht, ducken sich ins Nest oder attackieren gar das unbekannte Objekt. «So reagieren Vögel normalerweise, wenn sie oder ihre Jungen von einem Feind bedroht werden», sagt Michael Schaad, Biologe und Mediensprecher der Vogelwarte Sempach. Problematisch sei dies, weil es die Tiere viel Energie kostet. Im schlimmsten Fall verlassen sie sogar ihre Brut.

 

Welche Tierart wie reagiere, sei jedoch sehr unterschiedlich. «Bislang gibt es dazu kaum systematische Untersuchungen», sagt Schaad. Das mache es schwierig, allgemeine Aussagen zu treffen. Zudem zeigen etwa Säugetiere oft keine sichtbare Reaktion. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie nicht gestresst sind. Das belegt die Untersuchung eines amerikanischen Biologen, der eine Drohne jeweils fünf Minuten über den Köpfen von vier Schwarzbären kreisen liess. Diese trugen ein Gerät, das ihren Herzschlag aufzeichnete. Die Tiere schienen zwar äusserlich unbewegt, ihr Puls beschleunigte sich jedoch, bei einer Bärin sogar stark.

 

Regeln für Drohnenflüge

Um Störungen zu vermeiden, empfiehlt die Vogelwarte Drohnenpiloten, nicht in die Nähe von Tieren zu fliegen. Werden sie dennoch aufgeschreckt oder attackieren sie die Drohne, sollte man diese sofort wegsteuern. Auch sollte man in der Nähe der Tiere keine abrupten Richtungswechsel vornehmen. Geradlinige Flüge in grösserer Höhe sind hingegen weniger problematisch. Gesetzlich verboten ist der Einsatz von Drohnen in der Schweiz in Wasser- und Zugvogelreservaten sowie in Jagdbanngebieten.

 

Informationsbroschüre des Bundesamtes für Zivilluftfahrt

 

Claudia Hoffmann 

 

 


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