Drogen berauschen nicht nur, sondern lindern auch Schmerzen. Ein Schweizer Apotheker hilft mit Cannabis chronisch Kranken.
Drogenabhängige haben häufig nicht nur ein Sucht-, sondern auch ein Schmerzproblem. Das zeigt eine Studie der Uni Boston. Darin haben Forscher 589 Spitalpatienten zu deren Drogenkonsum sowie allfälligen Schmerzen befragt. Sie fanden heraus, dass von denjenigen Patienten, die Cannabis, Kokain und Heroin konsumierten, satte 87 Prozent seit Monaten unter chronischen Schmerzen litten. Die Hälfte der Patienten gab zudem an, die Schmerzen gleich selbst zu therapieren – und zwar mit Drogen. Nur so könnten sie den Alltag ungehindert meistern.
Das ist für den Apotheker Manfred Fankhauser nicht überraschend: «Viele Drogen, etwa Heroin, wurden ursprünglich als Schmerzmittel entwickelt.» Fankhauser gibt seit acht Jahren Cannabis an Schweizer Patienten ab – mit Erlaubnis des Bundesamts für Gesundheit. Dieses gab letztes Jahr eine Studie über Schmerzbekämpfung mit Cannabis in Auftrag, die dessen Wirksamkeit belegte.
Auch die Mehrheit der Cannabis-Kunden von Fankhauser leidet unter Schmerzen, etwa wegen Multipler Sklerose oder Tumorerkrankungen. «Bevor sie zu uns kamen, haben sich viele im Verborgenen mit Kiffen therapiert», sagt der Apotheker. So hätten etwa zwei Drittel der Multiple-Sklerose-Patienten bereits einmal privat Cannabis ausprobiert. Bei Fankhauser erhalten sie einen Cannabis-Extrakt aus eigens für die Apotheke angebautem Hanf. Da der Extrakt bis zu zehnmal tiefer dosiert ist als beim Kiffen, haben die Patienten keinen Rausch.
Dass jemand jedoch wegen Schmerzen in eine Drogenabhängigkeit gerät, glaubt Fankhauser nicht. «Die Wurzel des Übels liegt eher in den Substanzen selbst, zumindest bei harten Drogen.» Denn diese verursachten durch die ständigen Entzugserscheinungen heftigste Schmerzen im ganzen Körper. «Da liegt die Versuchung nahe, erneut zu Drogen zu greifen.»
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