Schweizer Wasserkraftwerke müssen Flüsse renaturieren, damit dort wieder Fische leben können. Ob das gelingt, überprüfen Forscher nun mithilfe von Drohnen und Ultraschallgeräten.
In Flüssen unterhalb von Wasserkraftwerken können sich Fische und Wasserinsekten nur schwer ansiedeln. Denn jedes Mal, wenn die Turbine Strom produziert, steigt der Pegel schlagartig an. Die Wassermassen spülen dann Fische und Insektenlarven fort. Nun hat die Kraftwerke Oberhasli AG, Betreiberin mehrerer Wasserkraftwerke in der Schweiz, Gegenmassnahmen ergriffen. Unter anderem hat sie in einem Pilotprojekt im Oberlauf der Aare bei Innertkirchen Baumstämme, Wurzelstöcke und grosse Steinquader entlang dem Ufer versenkt. Diese sollen Zonen mit schwacher Strömung schaffen, in denen Fische und Wasserinsekten vor den Fluten geschützt sind.
Ob das tatsächlich für die Fische etwas bringt, überprüfen derzeit Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) aus Wädenswil in einer gross angelegten Studie, die bis in den Sommer dauern wird.
Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie effektiv die versenkten Objekte bei verschiedenen Wasserständen die Strömung verlangsamen können. Dazu müssen sie die Pegelstände im betreffenden Aare-Abschnitt möglichst lückenlos erfassen. Das geht am besten aus der Luft. «Dazu nehmen wir die Hilfe von autonomen Drohnen in Anspruch», sagt der Ökologe Andres Bucher.
Die Drohnen fliegen in 200 Meter Höhe via GPS eine zuvor auf der Karte festgelegte Route ab. In ihrem Rumpf ist eine Kamera eingebaut, die alle paar Sekunden ein Bild schiesst. Die Einzelaufnahmen setzt ein Programm am Ende zu einem Gesamtbild zusammen.
Digitale Flusskarte
Während die Drohnen den Wasserstand aus der Luft aufzeichnen, misst das Team der ZHAW am Boden die Fliessrichtung und die Geschwindigkeit der Strömung in jeder beliebigen Tiefe. Dazu setzen die Forscher ein Ultraschallgerät ein, das sie auf einem kleinen Floss durch die Aare ziehen.
Aus den Luftbildern und den Strömungsmessungen erstellen die Forscher später ein Computermodell, das die Stärke der Strömung an allen Stellen und bei jedem Pegelstand im Fluss anzeigt. So können sie beurteilen, ob die versenkten Baumstämme und Wurzelstöcke die Strömung so weit verlangsamen, dass Fische und Insekten auch bei hohem Pegelstand nicht mehr abgetrieben werden.
Wenn sich die ökologischen Aufwertungsversuche an der Aare als erfolgreich herausstellen, könnten sie in dieser Form auch bei anderen Kraftwerken umgesetzt werden. Das revidierte Gewässerschutzgesetz von 2011 schreibt vor, dass bis 2030 die von Pegelschwankungen verursachten Probleme in Schweizer Flüssen behoben werden müssen.
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