Viele Männer spreizen beim Sitzen ihre Beine weit auseinander. In den USA geht man nun dagegen vor.

So breitbeinig, dass den anderen beinahe kein Platz mehr bleibt: Männer belästigen mit ihrem Verhalten viele Frauen. Foto: scitec-media

Über eine Million Menschen reist in der Schweiz täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch selbst zu Stosszeiten sitzen einige männliche Pendler so breitbeinig, dass sie fast zwei Sitze beanspruchen. Dieses sogenannte «manspreading» ist nicht nur ein Platzproblem. Viele Frauen fühlen sich dadurch belästigt. Und: Das breitbeinige Sitzen ist offenbar ein globales Problem.

 

Die New Yorker Verkehrsbehörde geht mittlerweile sogar mit einer Kampagne gegen das «manspreading» vor. Rund 2600 U-Bahn-Wagen wurden mit Plakaten ausgestattet, auf denen übersetzt so viel wie «Junge, mach dich nicht so breit» steht. In San Francisco belässt man es nicht bei Aufrufen: Künftig sollen breit sitzende Männer mit bis zu 500 US-Dollar gebüsst werden.

 

Warum aber neigen einige Männer dazu, ihre Beine derart weit zu spreizen? «Medizinische Gründe hat das keine», sagt Alexander Bachmann, Urologie-Chefarzt am Universitätsspital Basel. «Die Hoden würden sich selbst nach tagelangem Sitzen mit geschlossenen Beinen nicht überhitzen.» Erst bei einer Sitzheizung im Auto oder einem warmen Laptop auf dem Schoss könne die Samenproduktion beeinträchtigt werden.

 

Eine körperliche Ursache gibt es also nicht. Doch möglicherweise eine psychologische: Eine US-Studie zeigte kürzlich, dass breitbeinig sitzende Männer auf Dating-Apps von Frauen als attraktiver eingeschätzt wurden als solche, die sich eher verschlossen zeigten. Dies, weil die breite Körperhaltung Dominanz ausstrahle, vermuten die Forschenden. Wie gut das in vollgestopften Zügen wirkt, fragten wir eine Sozialpsychologin.

 

«In vollgestopften Zügen ist breitbeiniges Sitzen egoistisch»

Anne Berthold ist Sozialpsychologin an der Universität Zürich.

Frau Berthold, stört Sie das «manspreading» selbst?

Ja, aber nur, wenn Zug oder Bus schon sehr voll sind und das breitbeinige Sitzen anderen Passagieren den Platz wegnimmt.

Wirken Männer durch dieses dominante Verhalten auf Frauen tatsächlich attraktiver?

Das empfindet jede Frau anders. Einige wollen eher einen zurückhaltenden Partner. Auf diese wirkt das breitbeinige Sitzen abstossend. Vor allem, wenn sie durch das «manspreading» in Zügen und Bussen eingeschränkt werden. Dann strahlt diese Haltung eher Egoismus statt Dominanz aus, was schnell unattraktiv wirkt.

Warum breiten sich Männer dennoch aus, auch wenn sie andere damit belästigen?

Das passiert oft unbewusst. Im Laufe der Entwicklung haben sich Buben das breitbeinige Sitzen bei männlichen Vorbildern abgeschaut. Diese Gewohnheit müssten sie aber nicht unbedingt über den Komfort ihrer Sitznachbarn stellen.

Link zur Studie (Englisch)

 

Sandro Bucher 

 

 


Keine Kommentare

Comments are closed.