Wenn es ums Fressen geht, werden Vögel zu Gaunern
Manche Vögel haben clevere Methoden, um an Nahrung zu kommen. Sie narren andere mit falschen Warnrufen und überlisten sie durch Scheinmanöver.
Eine Familie von Erdmännchen gräbt im Wüstenboden nach Insekten. Plötzlich hören sie den Warnruf ihres Aufpassers: Vorsicht vor dem Adler! Alle lassen die Beute fallen und flüchten in ihre Höhlen. Als die Tiere die Köpfe wieder herausstrecken, ist weit und breit kein Adler zu sehen – stattdessen sind ihre erbeuteten Insekten weg.
Die Erdmännchen wurden ausgetrickst, und zwar von einem kleinen Vogel, dem Trauerdrongo. Dieser ahmt Warnrufe anderer Wüstenbewohner nach, um sich deren Futter zu schnappen. Er beherrscht über 30 Rufe verschiedener Tiere. «Die Laute sind so perfekt imitiert, dass sie vom Original kaum zu unterscheiden sind», sagt Thomas Flower, Zoologe der Uni Kapstadt. Er hat in der Winterzeit, wenn die Drongos zusätzliche Nahrung brauchen, hunderte solcher Täuschungsmanöver beobachtet. Die Vögel gehen dabei äusserst geschickt vor. Zuerst gewinnen sie das Vertrauen ihrer Opfer, indem sie diese tatsächlich vor einem jagenden Adler warnen. Dann fangen sie an zu tricksen.
Auch Vögel in der Schweiz haben Kniffe auf Lager. So stibitzen Rabenvögel ihren Artgenossen gerne das Essen. Dagegen wehren sich Kolkraben mit einer besonders listigen Strategie. Sie vergraben erbeutetes Aas, um es vor Dieben zu schützen. Fühlen sie sich dabei beobachtet, legen sie sogar Scheinverstecke an, die keine Beute enthalten. «Die Kolkraben erkennen die Absicht ihrer Artgenossen und richten ihr Verhalten danach», sagt Zoologe Christoph Vogel von der Vogelwarte Sempach. Ein solches Mass an Raffnesse sei unter Vögeln einzigartig.
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