Spieler von Online-Games können durch ihre Mithilfe die Forschung extrem beschleunigen. Das beweist das Projekt einer Schweizer Firma.

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Mehr als nur Weltraumschlachten: In «Eve Online»…
CCP

Im beliebten Weltraumspiel «Eve Online» schliessen Gamer mit anderen Teilnehmern Allianzen, schlagen epische Schlachten und treiben Handel. Doch nicht nur das: Seit Anfang des Jahres können sie im virtuellen Spiel auch echte Forschung betreiben. Denn auf Initiative der Schweizer Firma MMOS hat die isländische Entwicklerfirma CCP ein zusätzliches Modul in das Spiel eingebaut. Dieses enthält Tausende Mikroskopaufnahmen von menschlichen Zellen. Diese sollen die Spieler verschiedenen Kategorien zuordnen. Machen sie das richtig, erhalten sie dafür Punkte, mit denen sie im Spiel Kleidung oder andere Dinge kaufen können. «Die Spieler wissen, dass sie der Forschung helfen», sagt MMOS-Gründer Attila Szantner. Im Game ist die Aufgabe jedoch spielgerecht verpackt: sie sollen Moleküle mysteriöser Aliens analysieren.

 

Projekte, bei denen die Forschung auf die Hilfe von Laien setzt, gibt es bereits viele. «Aber dies ist das erste Mal, dass ein solches Citizen-Science-Projekt in ein existierendes Computerspiel integriert wurde», sagt Szantner. Der IT-Experte hatte die Idee dazu vor zwei Jahren zusammen mit seinem Kollegen Bernard Revaz, Physiker an der Universität Genf. Als Partner fanden sie die schwedische Forschungsinitiative «Human Protein Atlas». Deren Ziel ist es, sämtliche Eiweissmoleküle im menschlichen Körper zu kartieren. Das soll langfristig helfen, bestimmte Krankheiten besser verstehen und bekämpfen zu können.

 

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…bearbeiten Gamer auch echte Mikroskopaufnahmen aus dem Labor.
CCP

Gamer besser als Maschinen

Derzeit enthält die Datenbank der Forscher etwa 13 Millionen Mikroskopaufnahmen. Bei der Analyse solcher Bilder sind Menschen immer noch besser als Computer – aber sie erfordert sehr viel Zeit. Die «Eve Online»-Gamer schafften dies jedoch innert Kürze: Statt in einem halben Jahr, wie die Forscher zunächst dachten, klassifizierten sie ganze 250 000 Bilder innerhalb von drei Wochen. Mehr als 100 000 Spieler haben sich daran beteiligt.

 

Und die Unterstützung durch Gamer könnte theoretisch noch viel grösser sein: Beispielsweise hat das bekannte Spiel «World of Warcraft» mehr als fünf Millionen Abonnenten, «League of Legends» gar mehr als 60 Millionen. «Hier schlummert ein riesiges Potential für die Forschung», sagt Szantner.

 

Dieses will er in einem neuen EU-Projekt nutzen, das seine Firma MMOS zusammen mit der Universität Genf und sechs weiteren Partnern durchführt. Ziel ist, die bereits erprobte Plattform weiterzuentwickeln, damit diese künftig als Softwareschnittstelle zwischen noch mehr CitizenScience-Projekten und Computergames dienen kann.

 

Claudia Hoffmann 

 

 


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