Das Gift eines winzigen Bakteriums hat Hunderte Thurgauer Schafe getötet. Im Prinzip kann das auf jedem Hof geschehen.

Brebis lacaune en Aveyron en bergerie

Ganze Schafherden können durch natürliches Gift im Futter sterben.
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Angefangen hat es mit drei toten Schafen, die der Thurgauer Bauer Urs Maier im Juni in seinem Stall vorfand. «Es kam mir eigenartig vor, dass die Tiere gleichzeitig starben», sagt Maier. Also fuhr er noch am selben Abend ins Tierspital. Die Tierärzte vermuteten als Todesursache eine Vergiftung durch bestimmte Bakterien, die Clostridien.

 

Diese produzieren das sogenannte Botulinum-Toxin, eines der stärksten Gifte in der Natur. Es verursacht Lähmungen der Muskeln, also auch von Herz und Atemmuskulatur, was rasch zum Tod führt. So können innert kürzester Zeit viele Tiere an der Vergiftung sterben. Der Verdacht der Tierärzte sollte sich bestätigen: In den folgenden acht Tagen verendeten weitere 250 Schafe.

 
Schuld am Massensterben sei vermutlich ein totes Tier gewesen, das beim Mähen ins Futter gelangte, sagt der Veterinär-Bakteriologe Vincent Perreten von der Uni Bern. «Bereits der Kadaver einer Maus kann eine ganze Herde umbringen», denn mit dem Kadaver können Clostridien ins Silo gelangen. Da sie nur in einer Umgebung ohne Sauerstoff wachsen, finden die Bakterien im verschlossenen Silo ideale Lebensbedingungen. Öffnet es der Bauer wieder, sterben sie zwar ab. Ihr Gift hingegen verbleibt im Futter.
 
Doch wie sollen sich Bauern davor schützen? Der Schafbauer Maier sagt, er sei zwar jetzt noch vorsichtiger geworden. «Doch ein kleines Tier im gemähten Gras auszumachen, ist fast unmöglich.» Eigentlich gibt es eine Impfung gegen Botulismus. Doch diese sei teuer und rentiere sich für die meisten Bauern nicht, so Maier, denn auch wenn der Schaden verheerend sein kann, Botulismus bleibt selten. Bei Maier wird es jedenfalls nie mehr passieren: Er liess die überlebenden 150 Schafe umgehend impfen.

 

Michael Baumann

 

 


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