Dank neuer Technik werden Schmalspurbahnen in den Schweizer Alpen künftig auch auf Normalspurstrecken fahren.

«Goldenpass-Express»: Bald gehts ohne Umsteigen von Montreux nach Interlaken.
Pressebild

Derzeit wird am Bahnhof von Zweisimmen im Berner Oberland eine weltweit einmalige Anlage gebaut: Eine Umspuranlage, in der künftig Züge von Schmalspur auf Normalspur wechseln – und umgekehrt.

 

Das Schweizer Eisenbahnnetz besteht aus rund 3600 Kilometern Normalspurstrecken mit einem Schienenabstand von rund 1,4 Metern, und 1800 Kilometern Schmalspur mit einer Breite von einem Meter. Vor allem in den Gebirgsregionen ist die Schmalspur gebräuchlich. Sie erlaubt, Bahnstrecken auch in schwierigem Gelände zu bauen – mit engen Kurven, vielen Tunnels und Brücken. Nur so war die Erschliessung abgelegener Orte wie St. Moritz oder Zermatt überhaupt möglich. Doch die Schmalspurzüge können nicht auf normal breiten Gleisen verkehren. So muss man etwa auf dem Weg von Montreux nach Interlaken umsteigen, die Reise verzögert sich. Ab 2019 aber verkehrt hier der «Goldenpass-Express» ohne Umsteigehalt. Denn dann werden in Zweisimmen die Schmalspurzüge der Chemin de fer Montreux Oberland Bernois (MOB) auf die Normalspur der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) umgestellt.

 

In der vom Winterthurer Unternehmen Prose entwickelten Umspuranlage gibt es ein Spezialgleis mit vier Schienen. Hier fährt ein Zug der MOB auf der Schmalspur ein. Während der langsamen Durchfahrt heben Tragarme die Wagen leicht von den ebenfalls neu entwickelten Fahrgestellen. Dabei verschieben sich die Räder zu den Schienen der Normalspur. Dann wird die MOB-Schmalspurlok weggestellt, eine BLS-Lok mit Normalspur übernimmt die umgespurten Wagen. Der Vorgang ist weitgehend automatisiert und dauert wenige Minuten, die Reisenden können im Zug sitzenbleiben. Das freut die Reisebranche: Die bei Touristen beliebten Schmalspurbahnen werden so noch attraktiver.

 

Walter Jäggi

 

 


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