BOSTON/MEILEN. Depressionen schwächen den gesamten Körper. Bei Frauen leidet sogar die Fruchtbarkeit darunter.

Das lange Warten auf eine Schwangerschaft kann krank machen. ISTOCK

Nicht alle Frauen, die sich ein Baby wünschen, werden auch schwanger. Besonders schwer haben es jene, die unter Depressionen leiden. Das zeigt eine Studie der Universität Boston. Darin begleiteten Wissenschaftler über 2100 Frauen, die seit längerer Zeit mit ihrem Partner versucht hatten, ein Kind zu zeugen. Während eines Jahres befragten die Forscher die Probandinnen regelmässig zu ihrem psychischen Befinden und wollten wissen, ob es in der Zwischenzeit mit dem Kinderkriegen geklappt hatte.

 

Tatsächlich war das für stark depressive Frauen sehr schwierig: Nur knapp 38 Prozent von ihnen wurden während der Studie schwanger – hingegen schafften es 63 Prozent der psychisch Gesunden.

 

Eine Erklärung dafür hat Stefan Büchi, Leiter des Schwerpunktes Depression und ärztlicher Direktor der Zürcher Privatklinik Hohenegg. Durch eine Depression werde der gesamte Körper so stark beeinträchtigt, dass sogar die Fruchtbarkeit darunter leidet, sagt der Psychiater: «Der Körper geht in einen regelrechten Überlebensmodus.» So hätten beinahe alle seine Patientinnen beim Eintritt in die Klinik einen erhöhten Blutdruck und höhere Werte des Stresshormons Cortisol. «Einem derart gestressten Körper gelingt eine Schwangerschaft nicht so leicht», sagt Büchi.

 

«Umgekehrt kann ein unerfüllter Kinderwunsch zuvor psychisch gesunde Frauen krank machen», sagt der Psychiater. Wenn es lange Zeit nicht klappt mit dem Kinderkriegen, sei das eine schwere Belastung, die auch in eine Depression führen könne. «Glückt eine Schwangerschaft dann trotzdem, besteht Hoffnung, dass auch die Depression wieder verschwindet.»

 

Link zur Studie (Englisch)

 

Michael Baumann 

 

 


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