Durch das Spielen von sexistischen Games empfinden Männer weniger Mitgefühl für weibliche Gewaltopfer. Das sagt eine US-Studie.


 

Frauen sind in der Spielserie «Grand Theft Auto» vor allem Opfer. Screenshot: «Grand Theft Auto 5»

In der Videospielserie «Grand Theft Auto» können Gamer nicht nur Sex mit virtuellen Prostituierten haben, sondern sie danach gleich umbringen, um sich das Geld zurückzuholen. Durch Szenen wie diese entwickeln Männer weniger Mitgefühl gegenüber weiblichen Gewaltopfern in der realen Welt. Das haben US-Forschende gezeigt, indem sie 154 Testpersonen im Alter von 15 bis 20 Jahren in drei Gruppen aufgeteilt haben: Eine spielte harmlose Geschicklichkeitsspiele, eine den Ego-Shooter «Half-Life» und eine «Grand Theft Auto». Nach der Game-Session mussten die Probanden Behauptungen wie «Es ist okay, wenn ein Junge mit allen Mitteln versucht, ein Mädchen zum Sex zu bewegen» bewerten. Auch wurden ihnen Bilder von misshandelten Frauen gezeigt, für die sie ihr Mitgefühl einschätzen mussten.

 

Schon nach 25 Minuten Spielzeit zeigte sich: Diejenigen, die «Grand Theft Auto» zockten und sich am meisten mit dem chauvinistischen Helden des Spiels identifizieren konnten, zeigten am wenigsten Mitgefühl für weibliche Gewaltopfer. Auch stimmten sie den sexistischen Aussagen mehr zu als jene, die ein anderes Spiel spielten oder sich überhaupt nicht mit dem Protagonisten identifizieren konnten.

 

Ob dieser Effekt auch langfristig wirkt, hat die Studie allerdings nicht gezeigt. Welche Folgen Games auf Dauer haben, sagt ein Medienpsychologe im Interview.

 

«Ein Game allein macht einen Erwachsenen nicht zum Sexisten»

Stefan Caduff ist Leiter der Institution für Medienpsychologie Sapia und spielt selbst Videogames.

Herr Caduff, machen sexistische Games frauenfeindlich?

Wenn Minderjährige Spiele wie «Grand Theft Auto» spielen, kann ihr Verhalten durchaus von den sexistischen Szenen beeinflusst werden. Dies, weil bei ihnen die moralischen Konventionen noch nicht genügend gefestigt sind. Doch auch sie werden lernen, dass die in solchen Spielen vermittelten Bilder nicht normal sind und sexistisches Verhalten in der realen Welt Konsequenzen hat. Einen Erwachsenen jedoch macht ein Game noch lange nicht zum Sexisten.

Dennoch löste das Gamen auch bei 20-Jährigen Veränderungen aus.

Ja, da sich Spieler nach einer Game-Session gedanklich immer noch für eine Weile in der virtuellen Welt befinden. So sollte man nach Rennspielen wie «Need for Speed» auch nicht sofort ins Auto steigen. Der Effekt tritt aber auch nach dem Lesen eines Buches oder dem Schauen eines Films auf. Zudem ist er nicht dauerhaft.

Trotzdem fordern Sie strengere Regulierungen für Videospiele.

Richtig, und zwar, weil die Altersfreigaben von Games in der Schweiz erst in einzelnen Kantonen durchgesetzt sind. Damit sexistische und gewaltverherrlichende Games nicht in Kinderhände gelangen, sollten die europäischen Altersempfehlungen bei uns unbedingt in allen Kantonen gesetzlich verankert werden.

Link zur Studie (Englisch)

 

Sandro Bucher 

 

 


Keine Kommentare

Comments are closed.