Die Angst vor Zika sei unangemessen, sagt ein Tropenmediziner. Weitaus gefährlichere Krankheiten müssten auch dringend erforscht werden.


 

Mit Gift machen Soldaten den Aedes-Mücken den Garaus. Foto: Keystone

Noch vor zwei Monaten war das Zika-Virus kaum jemandem ein Begriff. Doch seitdem es im Verdacht steht, bei Babys Schädelmissbildungen zu verursachen, kommt das Virus nicht mehr aus den Schlagzeilen. «Diese Aufregung ist eigentlich nicht gerechtfertigt», sagt Christoph Hatz, Chefarzt am Tropeninstitut Swiss TPH. Zwar seien die möglichen Folgen für Neugeborene katastrophal und müssten verhindert werden. «Doch die Zika-Epidemie wird wohl schon in ein paar Monaten vorüber sein.»

«Es gibt noch weitaus gefährlichere Krankheiten als Zika.» Christoph Hatz, Chefarzt am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Basel.

Denn bald bricht der südamerikanische Winter an. Durch das kältere und trockenere Wetter sterben viele der Aedes-Mücken, die das Virus übertragen. Und auch wenn sich bis dahin wahrscheinlich noch Millionen von Menschen mit Zika anstecken, leiden die meisten nicht darunter: Bei 80 Prozent der Infizierten verläuft Zika ohne Symptome.

 

Doch die Aedes-Mücke überträgt nicht nur Zika, sondern auch andere Erreger wie Gelbfieber-, Dengue- und Chikungunya-Viren. «Und die sind weitaus gefährlicher», sagt Hatz. Beispielsweise grassieren in vielen Ländern südlich des Äquators immer wieder Dengue-Epidemien. Die Krankheit fordert pro Jahr weltweit über 12 500 Todesopfer – die meisten davon Kinder. «Wir brauchen daher mehr als nur Notfall aktionen beim Ausbruch einer Epidemie», sagt Hatz. Viele Krankheitserreger würden jedoch von der Forschung immer noch vernachlässigt – weil kein Geld dafür bereitsteht. Erst mit einer wirksamen Mückenbekämpfung und der Entwicklung von Impfstoffen könnten künftige Epidemien verhindert werden.

 

Michael Baumann 

 

 


Keine Kommentare

Comments are closed.