knospeBio ist gut, Genfood schlecht. So lautet vielfach die Antwort auf die Frage, wie wir uns ernähren wollen. Die grundlegende Haltung hinter dieser Antwort ist nachvollziehbar und richtig. Auch angesichts einer stetig wachsenden Weltbevölkerung darf die Nahrungsmittelproduktion nicht mit Pestiziden und Herbiziden die Umwelt verseucht – und uns vergiften. Völlig klar. Doch das Ausspielen von Bio gegen Gentechnik ist komplett falsch. Denn erstens sind Gene kein Gift – auch wenn dies Gentechnik-Kritiker seit Jahren suggerieren, sodass es mittlerweile viele Konsumenten sogar glauben. Und zweitens sind auch gentechnikfreie Produkte mitnichten so natürlich, wie die sie uns angepriesen werden. Beispielsweise ist Brotweizen eine züchterische Kombination dreier Urpflanzen und einige Sorten enthalten bis zu sieben Kopien vom Erbgut des Urweizens. Und bei der Zucht heutiger Sorten waren nicht selten potente Gifte und radioaktive Strahlung im Einsatz um genetische Veränderungen zu provozieren. Alles natürlich?

 

Auf lokale Bedürfnisse anpassen

 

Viel wichtiger, als Bio gegen Gen auszuspielen, wäre ein nüchternes und umfassendes Abwägen der Umweltbelastung jedes einzelnen Produkts. Denn weder der Biolandbau noch die Biotechnologie können für sich in Anspruch nehmen, sie seien der einzige Weg. Dies forderte auch der aus Afrika stammende und an der Harvard University in Cambridge bei Boston (USA) lehrende Calestous Juma kürzlich in einem Interview mit der Sonntagszeitung. Denn was auf einem Kontinent, bei einem bestimmten Problem oder in einer spezifischen Situation die richtige Lösung ist, muss es nicht zwangsläufig überall sein.

 

Dies haben einige Länder in Afrika erkannt und sich daran gemacht, mittels Gentechnik landwirtschaftliche Kulturen auf ihre lokalen Bedürfnisse anzupassen: schädlingsresistente Bananen, Straucherbsen oder Reis zum Beispiel. Absurderweise lobbyieren gentechfeindliche Organisationen aus Europa gegen die Zulassung solcher Kulturen in Afrika. Mit welchem Recht eigentlich?

 

Das einzige Argument, das in den vergangenen Jahren gegen gentechnisch hergestelltes Saatgut und Pflanzen gesprochen hat, war die Monopolisierung der Methode durch ein paar wenige globale Konzerne wie Monsanto oder Syngenta. Doch gerade die Eigeninitiative Afrikas bringt dieses Argument zu Fall. Je mehr Länder, Universitäten und auch Firmen sich an der Biotechnologie beteiligen, desto geringer die Gefahr der Monopolisierung durch ein paar wenige. Gentechnik verdient es, sachlich beurteilt zu werden. Denn mit Ideologie stillt man keinen Hunger.

 

Beat Glogger 

 

 


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