Debora Keller ist Doktorandin am Schweizerischen Institut für experimentelle Krebsforschung Isrec. Sie hat trotz ihrer 26 Jahre schon einiges erlebt, 13 Jahre in Afrika gelebt und verschiedene Sprachen erlernt. Hier erzählt sie, warum sie auch in Zukunft in der Krebsforschung arbeiten möchte und warum sie so gerne klettert.

 

«Als ich klein war, wollte ich Kampfjetpilotin werden. Daraus wurde leider nichts, meine Sehschärfe war zu schwach. Heute bin ich 26 Jahre alt, hochfliegende Pläne habe ich aber noch immer. Einerseits wenn es um mein Hobby geht, das Klettern, da möchte ich bald einmal eine Tour klettern mit der Schwierigkeitsstufe 7a. Und als Forscherin möchte ich in einigen Jahren meine eigene Forschungsgruppe leiten. Derzeit bin ich im ersten Jahr meiner Doktorarbeit im Bereich Krebsforschung.
 
Dass ich einmal Krebsforscherin werden würde, hätte ich mir als kleines Mädchen nicht gedacht. Dieser Berufswunsch entwickelte sich erst später, im Gymnasium, und im Studium merkte ich, wie sehr mir das Forschen und Entdecken am Herzen liegt.
 

Spannende Kindheit und Jugend

Meine Kindheit und Jugend waren geprägt von vielen Wechseln. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Franzose und Schweizer. Da beide als Missionare tätig waren, waren wir viel unterwegs: Zwei Jahre lebten wir in Frankreich, dann 13 Jahre in Afrika, im Niger, dann wieder ein Jahr in Deutschland und schliesslich in Südfrankreich, wo ich auch angefangen habe zu studieren. Seit dem Jahre 2007 wohne ich nun am Genfersee. Wenn ich mit meiner Doktorarbeit fertig bin, dann werde ich fünf Jahre am gleichen Ort gelebt haben – für mich ist das schon fast sesshaft.
 
Viele Menschen fragen mich, ob die ständige Herumreiserei nicht stressig gewesen sei, aber für mich war es in Ordnung. Auf diese Weise habe ich gelernt, mich an verschiedene Lebenssituationen anzupassen und das kann ich in meinem Job in der Wissenschaft, die international ausgerichtet ist, gut gebrauchen. Zudem spreche ich Französisch, Deutsch und Englisch, das hilft mir ebenfalls, um in einem internationalen Umfeld zu bestehen.
 

Studium der Biotechnologie in drei Ländern

Keller Ich habe an der École supérieure de Biotechnologie Strasbourg den dreijährigen Lehrgang für Biotechnologie besucht, ein trinationales Studium, das an den Universitäten Basel, Freiburg, Karlsruhe und Strassburg stattfindet und das die Gebiete Biologie, Physik und Technik verbindet. In diesem Lehrgang konnte ich viel praktische Arbeitserfahrung sammeln. Ich habe zwei Praktika absolviert, eines in Oxford – wo ich mir als erstes einen Regenschirm gekauft habe –, eines am Schweizerischen Institut für experimentelle Krebsforschung, das jetzt zur ETH Lausanne gehört.
 
Meine achtmonatige Diplomarbeit machte ich an der Universität von Kalifornien in San Francisco, ebenfalls in der Krebsforschung. Das war der Hammer! Wir hatten ein tolles Team, haben hart gearbeitet, aber uns auch Zeit genommen, um in unserem Lieblingspub namens Fishbowl ein Bier zu trinken oder im Institut ein Tischtennisturnier zu organisieren. Nach dieser Erfahrung wusste ich, dass ich irgendwann meine eigene Forschungsgruppe leiten möchte.
 

Ablenkung beim Klettern und mit Freunden

Für mich gibt es nicht nur das Labor. Um den Kopf freizukriegen, klettere ich mindestens einmal die Woche, im Winter in der Halle. Beim Klettern ist es wichtig, dass man an sich glaubt, dass man Vertrauen hat in die eigenen Fähigkeiten und in die Person, die dich sichert. Beim Klettern habe ich meine eigenen Grenzen kennen gelernt aber auch gelernt, sie zu überwinden.
 
Ich gehe gerne mit Freundinnen aus, manchmal organisieren wir einen «Mädelabend», gehen etwas Essen und ins Kino. Lausanne bietet eine ziemlich gute Auswahl an Lokalen. Die Gesellschaft mit meinen Freunden ist mir wichtig, ich arbeite zwar viel, auch an Abenden oder mal Samstag oder Sonntag, ich würde deswegen aber nie meine Freunde vernachlässigen. Dafür sind sie mir zu wichtig.»
 


Eine Doktorarbeit in der Krebsforschung. Was muss man sich darunter vorstellen?

KellerIm Normalfall dauert eine Doktorarbeit drei bis vier Jahre. In dieser Zeit kann man sich voll und ganz auf ein bestimmtes Problem konzentrieren. Debora Keller hat das Thema ihrer Doktorarbeit gemeinsam mit ihrem Professor, Pierre Gönczy, festgelegt: Während der Zellteilung wird die genetische Information (die DNA, in Form von Chromosomen) verdoppelt und auf die beiden Tochterzellen verteilt. Bei Krebszellen ist dieser genauestens regulierte Prozess gestört, und es entstehen oft Zellen mit zu wenig oder zu vielen Chromosomen. Gönczys Forschungsgruppe hat ein Protein namens HsSAS-6 entdeckt, das zur korrekten Zellteilung benötigt wird, und versucht nun herauszufinden, wie es funktioniert.
 
«Das Tolle an einer Doktorarbeit ist die Selbstständigkeit», sagt Keller. Im Studium müsse man zwar auch selbstständig arbeiten, als Doktorandin sei sie aber viel mehr für ihr eigenes Projekt zuständig. «Am Ende der Doktorarbeit weiss ich, wie man an schwierige Fragestellungen in der Krebsforschung herangeht.»
 


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